Das Bedingungslose Grundeinkommen [BGE]. Kritische Revision einer Idee

16.03.2017 (Do, 20h), Vortrag und Gespräch im CENTRO SOCIALE, Sternstraße 2, 20357 HH, Saal

Der exit!-Lesekreis HH lädt ein zu einem Vortrag und Gespräch zum Bedingungslosen Grundeinkommen [BGE]. Wir möchten an diesem Abend, einen offenen, diskursiven Rahmen schaffen, der es den Teilnehmer*Innen ermöglichen soll, sich nicht nur eine Vorstellung von der Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens zu machen, sondern auch, diese Idee einer eigenständigen, kritischen Revision zu unterziehen.

Es geht uns dabei nicht in erster Linie darum, sozial-politische Spielräume und administrativ-bürokratische Mittel der Umsetzung, das Ob und Wie der Finanzierbarkeit oder die vermeintlichen Auswirkungen auf die jeweilige individuelle Situation oder die gesellschaftlicher Gruppen zu diskutieren, obgleich all dies notwendig zu thematisieren ist – allerdings auf einer Metaebene, die die gesamtgesellschaftliche Verfasstheit und deren Kategorien kritisch zu reflektieren hat.

Dabei wollen wir auch versuchen, einen Einblick in den fortgesetzten Diskussionsprozess des Lesekreises selbst zu geben, der – sowohl bei der Entscheidung diese Veranstaltung durchzuführen als auch beim konkreten Vorbereitungsprozess – immer wieder kontrovers verlaufen ist und wiederholt von Verunsicherungen und Infragestellungen geprägt war und ist.

Aufnahme

Teil 1

Teil 2

Teil 3

Materialien

rotten system! rotten world?

Veranstaltungsreihen, die vom exit! Lesekreis in Hamburg in den Jahren 2012, 2013 und 2014 im Centro Sociale organisiert wurden, siehe auch http://rottensystem.blogsport.eu

Veranstaltungen zum Niedergang des Kapitalismus und seiner ideologischen Verarbeitung

Krise und kein Ende. Waren es vor ein paar Jahren noch die Banken, so sind es mittlerweile die Staatsfinanzen, der Euro, ja sogar die Eurozone und zahlreiche weitere Länder, die ernste Probleme haben.

Die tiefer liegenden Ursachen für die aktuellen Probleme sind aber nicht in einer verfehlten Politik, der vermeintlichen „Gier“, der „Faulheit“ oder sonstigen Zuschreibungen an austauschbare Sündenböcke zu suchen, sondern in der kapitalistischen Gesellschaftsform selbst. Der Kapitalismus beinhaltet einen „systemimmanenten Widerspruch“, der laut Marx dazu geeignet ist, die bornierte Grundlage der kapitalistischen Produktionsweise „in die Luft zu sprengen“. Durch konkurrenzbedingte Produktivkraftentwicklung wird die Quelle des Werts (menschliche Arbeitskraft) zunehmend „weg rationalisiert“. Folge ist die Reduzierung des wertförmigen Reichtums, was wiederum die Funktionsfähigkeit der Gesellschaft untergräbt.

Nicht zufällig fallen die inneren Grenzen des Kapitalismus zusammen mit den äußeren Schranken niedergehender Ökosysteme, schwindender Rohstoffe und einer einsetzenden Klimakatastrophe. Dementsprechend bietet die kapitalistische Produktions- und Lebensweise keine lebenswerte Perspektive mehr. Trotzdem sieht es momentan nicht nach einer globalen Emanzipationsperspektive aus, die aus dem Kapitalismus heraus führen könnte. Viel eher gedeihen Rassismus, Sexismus, Antisemitismus, Antiziganismus, Nationalismus, Sozialdarwinismus, Biologismus, etc. bestens in dem Klima der verrottenden Gesellschaftsform.

Hinzu kommt, dass die letzten Gegenden des relativen Wohlstands dabei immer brutalere Methoden erfinden, um all jene Menschen auszugrenzen, die vor den Zerstörungen und Zumutungen des Weltmarkts, vor Hunger, Krieg und Elend, flüchten. Als ob das nicht alles schon schlimm genug wäre, so liefert auch die aktuelle Linke wenig Anlass zur Hoffnung. Viele ihrer Krisenanalysen und Theorien sind nicht dazu geeignet, die aktuellen Entwicklungen und Verhältnisse zu erklären bzw. zu kritisieren. Schlimmer noch werden bisweilen antisemitische bzw. antiemanzipatorische Ressentiments bedient und auch die inhaltliche Nähe zu rechten Positionen ist keine Seltenheit.

Stattdessen wäre eine Kapitalismuskritik auf Höhe der Zeit nötig, die sich gegen die grundlegenden Kategorien und Formen, wie Staat, Nation, geschlechtliche Abspaltung, Arbeit, Wert, Ware, Geld, etc. richtet und vehemente Ideologiekritik betreibt.

 

[National]Staat und Krieg, Teil 02

Mitte November 2025 geht es munter weiter, dann wieder in Berlin. Literaturliste: