Vorträge zur Kritischen Theorie und Psychoanalyse

Im Jahre 2014 hat Thomas Koch vom exit! Lesekreis in Hamburg eine dreiteilige Vortragsreihe zur Kritischen Theorie und Psychoanalyse im Centro Sociale gehalten:

Erkenntnistheoretische Implikationen. Eine Einführung | Untersucht wird das Potential psychoanalytischen Denkens für die kritische Wahrnehmung individueller, gesellschaftskritischer und psychischer Realität und die Beziehung von Elementen der Psychoanalyse zur kritischen Theorie, insbesondere zur wert-abspaltungskritischen Krisentheorie und zum wissenschaftlichen Denken | Di, 15. April 2014, 19h

Jenseits von Sprache. Kommunikation des Unbewussten. Über die Bedeutung von Abspaltung und projektiver Identifikation Das Verhältnis von Abspaltung zum Prozess der Verdrängung. Spaltung und Abspaltung in Psychoanalyse, Geschlechterverhältnis und kritischer Theorie – ein kritischer Vergleich | Di, 29. April 2014, 19h

Lernen durch Erfahrung. Über Voraussetzugen dem Unbekannten zu begegnen | Zusammenhänge von Körper, emotionaler Erfahrung, Gedanke und Denken der Gedanken und der „negativen Unfähigkeit“, Unsicherheit ertragen zu können. Eine Einführung in die Erkenntnistheorie des Psychoanalytikers Wilfred Bion | Di, 15. Mai 2014, 19h

Siehe auch Psychoanalyse, Literatur und Verweise

rotten system! rotten world?

Veranstaltungsreihen, die vom exit! Lesekreis in Hamburg in den Jahren 2012, 2013 und 2014 im Centro Sociale organisiert wurden, siehe auch http://rottensystem.blogsport.eu

Veranstaltungen zum Niedergang des Kapitalismus und seiner ideologischen Verarbeitung

Krise und kein Ende. Waren es vor ein paar Jahren noch die Banken, so sind es mittlerweile die Staatsfinanzen, der Euro, ja sogar die Eurozone und zahlreiche weitere Länder, die ernste Probleme haben.

Die tiefer liegenden Ursachen für die aktuellen Probleme sind aber nicht in einer verfehlten Politik, der vermeintlichen „Gier“, der „Faulheit“ oder sonstigen Zuschreibungen an austauschbare Sündenböcke zu suchen, sondern in der kapitalistischen Gesellschaftsform selbst. Der Kapitalismus beinhaltet einen „systemimmanenten Widerspruch“, der laut Marx dazu geeignet ist, die bornierte Grundlage der kapitalistischen Produktionsweise „in die Luft zu sprengen“. Durch konkurrenzbedingte Produktivkraftentwicklung wird die Quelle des Werts (menschliche Arbeitskraft) zunehmend „weg rationalisiert“. Folge ist die Reduzierung des wertförmigen Reichtums, was wiederum die Funktionsfähigkeit der Gesellschaft untergräbt.

Nicht zufällig fallen die inneren Grenzen des Kapitalismus zusammen mit den äußeren Schranken niedergehender Ökosysteme, schwindender Rohstoffe und einer einsetzenden Klimakatastrophe. Dementsprechend bietet die kapitalistische Produktions- und Lebensweise keine lebenswerte Perspektive mehr. Trotzdem sieht es momentan nicht nach einer globalen Emanzipationsperspektive aus, die aus dem Kapitalismus heraus führen könnte. Viel eher gedeihen Rassismus, Sexismus, Antisemitismus, Antiziganismus, Nationalismus, Sozialdarwinismus, Biologismus, etc. bestens in dem Klima der verrottenden Gesellschaftsform.

Hinzu kommt, dass die letzten Gegenden des relativen Wohlstands dabei immer brutalere Methoden erfinden, um all jene Menschen auszugrenzen, die vor den Zerstörungen und Zumutungen des Weltmarkts, vor Hunger, Krieg und Elend, flüchten. Als ob das nicht alles schon schlimm genug wäre, so liefert auch die aktuelle Linke wenig Anlass zur Hoffnung. Viele ihrer Krisenanalysen und Theorien sind nicht dazu geeignet, die aktuellen Entwicklungen und Verhältnisse zu erklären bzw. zu kritisieren. Schlimmer noch werden bisweilen antisemitische bzw. antiemanzipatorische Ressentiments bedient und auch die inhaltliche Nähe zu rechten Positionen ist keine Seltenheit.

Stattdessen wäre eine Kapitalismuskritik auf Höhe der Zeit nötig, die sich gegen die grundlegenden Kategorien und Formen, wie Staat, Nation, geschlechtliche Abspaltung, Arbeit, Wert, Ware, Geld, etc. richtet und vehemente Ideologiekritik betreibt.