Lützerath lebt!

© Marius Michusch. Das Bild darf für nicht-kommerzielle Zwecke verwendet werden, solange der Urheber genannt und verlinkt wird und dieser explizit sein Einverständnis gegeben hat.

Liebe Klima-Aktivisti in Lützerath!

Wir senden Euch unsere solidarischen Grüße aus Hamburg und unterstützen Eure Aktionen gegen die fortgesetzte katastrophale Zerstörung unserer Lebensgrundlagen

Die gewaltsame Räumung des Geländes in Lützerath steht in einem grotesken Verhältnis zu den Versuchen, ein globales Leben und Überleben mit Mitteln des Ungehorsams zu erhalten. Wie ein Mantra wird es gegenwärtig in den Medien wiederholt: Jede politische Entscheidung eines sich als rechtsstaatlich bezeichnenden Staatswesens ist immer schon automatisch demokratisch legitimiert – egal wie absurd oder katastrophal diese auch sein mag. Die Geschichte zeigt, dass diese hermetische und letztendlich totalitäre Argumentation – sich auf den Rechtsstaat bloß berufen zu müssen, um sogleich alles andere damit ins Unrecht zu setzen – niemals den Bedürfnissen nach einem friedlichen, den Menschen und der Natur zuträglichen gesellschaftlichen Verhältnis genügte. Alle modernen Regierungsformen sind in grundlegenden Entscheidungen immer wieder fehlgegangen und haben legitimiert, was später als Verbrechen erkannt wurde. Wir erleben das gerade auch bei der globalen nationalstaatlichen Befeuerung von Kriegen mit unendlichen Mengen an tödlichen Vernichtungswaffen. Auch hier geraten Menschenleben und die natürlichen Lebensgrundlagen wie selbstverständlich unter das Primat von Werten, die vorgeben Leben zu schützen.

Die Verpflichtung auf einen angeblich demokratischen Konsens ist so gesehen bloß die von vorn herein geforderte selbstbestimmte Unterwerfung unter ein abstraktes Formprinzip. Wir als ein kategorial kritisch-theoretischer Zusammenhang sehen darin eine weitere Erscheinungsform eines abstrakten wie lebensfeindlichen Verwertungsprinzips, dem alle Menschen heute unterworfen sind und das sie, also wir, mit unseren Handlungen auch selber betreiben. Sollte je ein Ausweg aus dieser in sich geschlossenen Form gelingen, könnte er nur ein gesamtgesellschaftlicher sein. Und er wäre zwangsläufig begleitet von Kontroversen wie Ihr sie gegenwärtig austragt, von Handlungen des Ungehorsams, der Verweigerung oder der kompromisslosen Einforderung lebensförderlicher Bedingungen gegenüber den abstrakten und selbstreferenziellen Formen wie Geld, Ware und Wert[-Abspaltung] und deren gesellschaftlich-organisatorischen, staatlichen Apparaten.

Wir erklären uns solidarisch mit Euch und unterstützen Eure Aktionen ausdrücklich!

Thomas Koch für den exit!-Lesekreis HH

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